Erfahrungsbericht
Der Winter kommt und das warme kuschelige Sofa lädt zum Teetrinken ein. Wer aber ein bisschen Action in den kalten Tagen sucht ist bei uns genau richtig! Unser Snowcamp in den Bergen Österreichs findet bald statt und ist eine super Option, sowohl für Einsteiger als auch für Fortgeschrittene, um mehr über das Freeriden zu lernen. Es gibt nämlich einige Dinge zu beachten und ohne Erfahrung sollte man nicht einfach so den Berg hochstiefeln. Aber fangen wir von vorne an.
Was bedeutet Freeriden überhaupt?
Freeriden bedeutet grundsätzlich erstmal, abseits der Piste im Gelände zu fahren. Das kann man entweder in einem Skigebiet machen oder aber – mit etwas Erfahrung – selbständig auf einer eigenen Route, was sich dann Tourengehen nennt. Eigentlich ist es Wintersport wie er angefangen hat, ohne Lift und ohne Pisten. Man besteigt einen Berg, um ihn dann wieder herunterzufahren, mit Ski oder Snowboard oder ähnlichen Sportgeräten. Und auch wenn es riesigen Spaß macht, die aus dieser genialen Idee entstandenen Skigebiete mit ihren vielfältigen Pistenmöglichkeiten zu besuchen, so finde ich es immer wieder toll zu dieser ursprünglichen Idee des Wintersports zurückzukehren.
Freeriden, womit fängt man an?
Diese Frage lässt sich nicht universell beantworten. Es kommt darauf an, welche Erfahrungen man mitbringt und wie sicher man sich in den Bergen und auf dem jeweiligen Sportgerät fühlt. Im folgenden Text teile ich meine persönlichen Erfahrungen rund um den Einstieg ins Tourengehen mit euch:
Ich fahre seit Kindheitstagen Ski und bin dann mit 16 auf das Snowboard gewechselt. Mein Glück war es, in der Nähe der Berge aufzuwachsen. So konnte ich regelmäßig auf der Piste üben und Erfahrung sammeln. Außerdem bin ich häufig mit meiner Familie Langlaufen gewesen, was rückblickend mit Sicherheit auch zur Verbesserung meiner Technik beigetragen hat.
Als Studentin begann ich dann meinen Winterurlaub selbst zu organisieren – und zu bezahlen – und mir wurde schnell klar, dass ich mir Skiurlaub nicht mehr ohne Weiteres würde leisten können. Aber ganz auf den Spaß verzichten wollte ich auf keinen Fall, also überlegte ich, welche Alternativen in Frage kommen würden. Glücklicherweise hatte ich im Bekanntenkreis erfahrene Bergsportler und so entstand auch die Idee, eine Skitour zu gehen.
Ein Freeridekurs als Einstieg
Meine erste Tour sollte ein leichter Einstieg sein. Also ging ich mit einer erfahrenen Bekannten zum nächstgelegenen Berg, der hatte eine Höhe von 1800m. Der Aufstieg sollte mit 900 Höhenmetern rund 1,5-2 Stunden dauern. Sie hatte einen Freeridekurs belegt und ich hatte im Studium einen Lawinenkurs gemacht, dessen Inhalte mir noch relativ präsent waren. Trotzdem gingen wir vor der Tour nochmal alles gemeinsam durch: wie waren die Wetterbedingungen in den letzten Tagen gewesen, war war schneetechnisch zu erwarten, welche Route würde sich am Besten eigenen und welche Orientierungspunkte konnten wir im Vorfeld festlegen. Abgesehen davon hatte ich leider kein Budget, um mir eine komplette Tourenausrüstung anzuschaffen. Also schnallte ich mir mein Snowboard auf den Rücken und wanderte den Berg auf Schneeschuhen hinauf. Es war wirklich anstrengend, das Snowboard und einen Rucksack mit Proviant und Sicherheitsausrüstung den Berg hinaufzutragen. Doch oben angekommen, gab es eine doppelte Belohnung: die Aussicht auf dem Gipfel ist fast immer wunderschön, und endlich kommt das Board nicht nur vom Rücken runter, sondern von dort an die Füße! Der krönende Abschluss ist dann die Abfahrt – diese schätzt man dann übrigens deutlich mehr wert, als wenn man den Berg vorher mit einem Lift hochgeflogen ist 😉
Je höher der Aufstieg…
Meine zweite Tour war der ersten ähnlich, nur dass der Berg höher und der Aufstieg länger war. Das Gute daran: auch die Abfahrt dauert länger!
Als ich dann zwei Touren mit Schneeschuhen und Snowboard geschafft hatte, war meine Neugier geweckt und ich wollte unbedingt noch weitere Möglichkeiten finden, schneebedeckte Berge zu erklimmen. So kam es zu meiner dritten Tour, bei der ich das Vergnügen hatte mit einem Splitboard zu touren. Die Tour ging auf einen Berg von 2300m Höhe und ich ging sie mit 4 Freunden, von denen zwei eine Ausbildung zum Tourenguide hatten. Es war ein wunderschöner sonniger Tag und der Aufstieg war anstrengend, aber geschmeidig. Wir bahnten uns den Weg durch glitzernde Schneefelder und schneeverkrustete Bäume, und das umgeben von einer Ruhe, die beseelt. Ohne Liftanlagen, Skischulen und Aprés Ski, ist man mitten in der Natur, wie in Watte gepackt. Herrlich!
Das letzte Stück zum Gipfel war dann etwas steiler und als der Schnee plötzlich sulzig wurde, konnten meine Felle nicht mehr optimal greifen. Da haben meine Knie mal kurz begonnen zu zittern, aber ein bisschen Nervenkitzel gehört ja auch dazu!
Mein Freeride Fazit
Zusammenfassend kann ich also sagen: das Erlebnis einer Skitour ist etwas ganz anderes, als ein Tag im Skigebiet – auch wenn beides richtig viel Spaß machen kann. Aber die Ruhe und die Zeit die man sich für den Aufstieg lässt, nur für diese eine Abfahrt, macht den Sport meiner Meinung nach viel bewusster und naturnaher. Man erklimmt den Berg, um dann von ihm belohnt zu werden und seine Abfahrt in vollen Zügen zu genießen.
Falls euch meine Geschichte neugierig gemacht hat und überlegt mal in Freeriden hineinzuschnuppern, so kann ich euch nur ermutigen – probiert es einfach mal! Der Einstieg ist viel leichter, als ihr vielleicht denkt. Ich habe euch mal eine Liste zusammengestellt, was ihr meiner Meinung nach für den Einstieg braucht, damit ihr einen Überblick bekommt:
Materialkunde Freeride
Das Material beim Freeriden ist ein wichtiger Faktor und kann für den Spaß an der Sache ganz entscheidend sein – lasst es euch gesagt sein, wenn die Schuhe nicht passen, wollt ihr keinen Berg erklimmen 😊
Zuerst muss die Entscheidung getroffen werden: welches Sportgerät möchte ich nutzen? Diese Wahl hängt von den persönlichen Vorlieben ab und wahrscheinlich seid ihr auf den Pisten ohnehin entweder auf Ski oder auf dem Snowboard unterwegs. Beide Optionen sind zum Freeriden geeignet und hier gibt es kein richtig oder falsch. Empfehlenswert ist in jedem Fall das Sportgerät, mit dem man sich sicherer und erfahrener fühlt. Ansonsten kann man grob folgende Vor- und Nachteile feststellen:
Tourenski:
+ bieten in der Regel mehr Stabilität und Kontrolle
+ leichterer/schnellerer Aufstieg, als auf Schneeschuhen
+ man muss das Gerät nicht wechseln, um nach dem Aufstieg abzufahren
– teuer
Snowboard & Schneeschuhe:
+ bessere/tiefere Verschmelzung mit dem Schnee
+ günstige Variante, wenn man für den Aufstieg Schneeschuhe benutzt
+ Technik für den Aufstieg schnell erlernbar
– Snowboard muss den Berg hochgetragen werden
– Schneeschuhe müssen für die Abfahrt auf den Rücken geschnallt werden
Splitboard:
+ leichterer/schnellerer Aufstieg, als auf Schneeschuhen
+ man muss das Gerät nicht wechseln, um nach dem Aufstieg abzufahren
+ zum Aufstieg Skifunktion, zur Abfahrt Board
– teuer
Zusätzlich benötigt man zu dem jeweiligen Gerät noch Stöcke mit großem Teller (damit der Stock nicht zu tief im Schnee versinkt), Steigfelle für Tourenski oder Splitboards, gut sitzende Boots bzw. Tourenskischuhe (es geht auch mit normalen Skischuhen, aber das kann unbequem werden) und einen Rucksack. Außerdem sollte die Form der Ski bzw. des Snowboards an das Tiefschneefahren angepasst sein. Hier gilt als Faustregel: je breiter, desto weniger versinkt man im tiefen Schnee und desto besser schwimmt das Gerät im Schnee auf. Eine Rockerform erleichtert außerdem das Gleiten im Powder.
Das wichtigste beim Freeriden: Sicherheit!
Ein weiterer wichtiger Punkt zum Material: die Sicherheitsausrüstung. Dazu gehört die Lawinenausrüstung inklusive LVS- Gerät, Schaufel und Sonde. Ein Rucksack (ggf. mit Lawinenairbag) ist außerdem empfehlenswert und einen Helm sollte man sowieso tragen. Die Bekleidung während einer Tour sollte übrigens auch nicht vernachlässigt werden. Wenn man auf dem Gipfel friert und deshalb die Aussicht nicht genießen kann, dann ist das super ärgerlich! Da man beim Aufstieg schwitzt und einen oben meist Kälte und Wind erwarten, ist eine wasserdichte und atmungsaktive Kleidung sinnvoll. Das gute alte „Zwiebelprinzip“ macht hier auch Sinn, um gegebenenfalls Kleidungsschichten ab- oder anzulegen.
UND: Sonnencreme und Sonnenbrille kann ich nur wärmstens empfehlen, habe ich bei meiner letzten Tour vergessen und es hat Spuren hinterlassen!
Falls ihr nun Lust auf Schnee bekommen habt und selbst erste Erfahrungen im Tiefschnee sammeln möchtet, dann schaut euch doch mal unser Snowcamp auf der Tauplitzalm an. Im Anfängerkurs lernt ihr durch ein paar Theorie- und viele Praxiseinheiten die wichtigsten Dinge zum Fahren abseits der Piste. Für Fortgeschrittene gibt es ebenso einen Kurs, der jedoch durch die Vorerfahrungen mehr Flexibilität bezüglich der Touren zulässt. In jedem Fall gibt es bei uns für jedes Level etwas zu holen – überzeugt euch selbst!