“Am Wochenende fahre ich mal raus zum Bouldern… aber was brauche ich dafür eigentlich?” In diesem Artikel kannst du nachlesen welches Material und Wissen notwendig ist, damit dein erster Bouldertag am Fels ein voller Erfolg wird. Denn beim Outdoor-Bouldern gilt es einiges mehr zu beachten als in der Boulderhalle um deine eigene Sicherheit und den Schutz der natürlichen Boulderrouten zu gewährleisten.
Outdoor Bouldern – Gut zu Wissen
Bevor du losstarten kannst, musst du dich natürlich zunächst informieren, wo sich überhaupt die nächsten Boulderfelsen befinden. In unserem Blogartikel zum Bouldergebieten in Deutschland findest du einige Inspirationen für potenzielle Ziele. Einen umfassenden Überblick liefern sogenannte “Topos”, dies sind Routenbücher, in welchen Anfahrt und Zustieg sowie die Lage und Schwierigkeit der einzelnen Boulderprobleme beschrieben sind. Informiere dich also zunächst, in welches Gebiet du fahren möchtest und ob dort auch Routen in deinem Leistungsniveau existieren.
Ist die Anfahrt mit dem Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln in der Regel relativ unkompliziert, so kann sich jedoch bereits der Zustieg (vom Parkplatz/Bahnhof zu den Felsen) zu einem mehrstündigen Rätselraten entwickeln. Der Weg zu den Boulderfelsen ist selten ausgeschildert, oft führen kleine Trampelpfade zu den Routen. Am einfachsten hat man es daher wenn man mit erfahrenen Kletter*innen unterwegs ist, welche den Weg zum Fels bereits kennen. An den Felsen angekommen geht das Suchspiel erst richtig los: die schematischen Zeichnungen im Topo einem realen Felsen zuzuordnen, ist zunächst gar nicht so einfach. Auch hier können erfahrene Wegbegleiter helfen.
Orientierung beim Outdoor Bouldern
Hast du eine vielversprechende Route gefunden, wirst du schnell bemerken, dass das Thema Orientierung weiterhin eine Herausforderung darstellt. Das “Routen lesen” ist outdoor eine ungleich spannendere Aufgabe als bei den farblich markierten Hallengriffen. Bezüglich der in den Topos skizzierten Routenverläufe gibt es hierbei zwei Besonderheiten zu beachten: In der Regel ist alles was man “mit seiner Arm- und Beinspanne” links und rechts der skizzierten Linie erreichen kann “erlaubt”. Bei “definierten Bouldern” werden einzelne Strukturen jedoch absichtlich ausgelassen um die sportliche Herausforderung der Route zu erhöhen. Weiterhin ist in der Regel festgelegt ob der Boulder im Stehen, Sitzen oder gar liegend gestartet werden soll.
Bouldern am Fels – Die richtige Technik
Hallenrouten, insbesondere die einfachen, sind oftmals gezielt “benutzerfreundlich” konzipiert: die Startgriffe befinden sich oftmals zwischen Hüft- und Kopfhöhe, der Routenverlauf ist eindeutig mit einem Blick zu erkennen und vom Topgriff auf kann entspannt wieder abgeklettert werden. Draußen kann jedoch bereits das “Reinwurschteln” in einen Sitz- oder Liegestart zur Herausforderung werden. Neben dem Einstieg erfordert auch der Ausstieg besonderes Bewegungsgeschick. Da zumeist kein definierter Topgriff das Ende der Route angibt, wird auf den Felsen “ausgestiegen”. Hierfür ist die sogenannte Mantle-Technik notwendig. Beim Mantle wird die obere Felskante mit beiden Händen gehalten und ein Fuß ebenfalls über der Kante aufgestellt oder gehookt. Nun geht eine Zugbewegung in eine Stützbewegung über, bis auch der zweite Fuß über der Felskante aufgesetzt werden kann. Eine spannende Angelegenheit, insbesondere in 2,3,4 oder 5 Metern Höhe!
Sicher draußen Bouldern
Um vom Start bis zum Ziel gut gesichert zu sein müssen Boulderpartner*innen das Spotten beherrschen. Beim Spotten wird sichergestellt, dass im Falle eines Sturzes zunächst die Füße auf dem Crashpad (siehe unten – “Material”) landen und so die Fallenergie durch Beugen der Beine (sowie eventuell Abrollen nach hinten) langsam an den Boden abgegeben werden kann. Die sichernde Person steht hierfür mit leicht gebeugten Beinen und mit nahezu gestreckten Armen (die Daumen sind dabei angelegt – Verstauchungsgefahr!) hinter dem Crashpad. Das Spotten, sowie die Ausrichtung und Neujustierung des Crashpads während des Boulderns erfordert einiges an Übung um sicheres Bouldern zu gewährleisten!
Outdoor Bouldern – Das Material
Zusätzlich zur Hallenausrüstung (Kletterschuhe und Chalkbag) ist beim Outdoor-Bouldern weiteres Material nötig. Am wichtigsten ist das Crashpad. Crashpads, oder auch Bouldermatten, sind tragbare Fallschutzmatten, deren Erfindung die Sicherheit beim Bouldern deutlich erhöht hat. die Benutzung von Crashpads ist heutzutage in den meisten Bouldergebieten Standard. Allerdings sind sie nicht ganz günstig (ca. 100-250€) und recht sperrig zu transportieren. Daher lohnt es sich mit mehreren Boulder*innen bzw. Crashpadbesitzer*innen 😉 zum Fels zu fahren und sich die Matten zu teilen. Zusätzlich sind Bürsten und Schuhmatten wichtig um die Felsoberfläche sauber zu halten und damit die Felsstruktur zu schützen (siehe unten – Boulderetikette). Wie bei jedem Aufenthalt in der Natur ist ein Erste-Hilfe-Set sowie eventuell Sonnen- und Insektenschutzmittel zu empfehlen. Ein Topo (gebunden oder in digitaler Form) ist zur Orientierung am Fels obligatorisch, insbesondere wenn man zum ersten Mal da ist.
Boulderetikette beim draussen Bouldern
In der Halle gibt es Hallenregeln (zu deren Einhaltung du dich mit deiner erstmaligen Anmeldung übrigens verpflichtet hast). Draußen gibt es ebenfalls Regelungen für die eigene Sicherheit, zur Entschärfung von Konflikten mit anderen Waldnutzern sowie vor allem zum Naturschutz. Diese Regelungen sind jedoch in jedem Gebiet unterschiedlich, weshalb man sich unbedingt bereits im Vorhinein über Ge- und Verbote informieren sollte.
Als allgemeine Regeln gelten unter anderem:
- Nur auf den vorhandenen Wegen gehen (v.A. in Naturschutzgebieten)
- Schuhsohlen vor jedem (!) Kletterversuch säubern
- Keinen Müll hinterlassen
- Feuer nur an ausgewiesenen Stellen
- Keine laute Musik
- Flora und Fauna respektieren und schützen
Es gilt es also “Keine Spuren zu hinterlassen”. Das Verständnis für den vertikalen Spaß an den kleinen Blöcken ist oftmals nicht besonders groß und bei Konflikten sitzen Waldbesitzer, Anwohner etc. zumeist am längeren Hebel. Damit es nicht zu Felssperrungen kommt ist also besonders rücksichtsvolles Verhalten von uns Boulderern gefordert.
Auf nach draußen!
Wenn du Lust aufs Outdoor-Bouldern hast, dir aber noch die Kenntnisse für Organisation, Ausrüstung, Kletter- und Sicherungstechnik fehlen, dann buche doch einen unserer Bouldertagestrips! Unsere Trainer*innen stehen dir mit Rat und Tat sowie Ausrüstung und Know-How zur Seite. Du musst dich nur anmelden, deinen Rucksack packen und zum Treffpunkt kommen.